Vorlage - 2020/004/VII  

Die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Lauchhammer beabsichtigt,  die  Führung der zusätzlichen Bezeichnung zum Stadtnamen – Kunstguss-Stadt – zu beschließen.

Dazu soll bis Ende Oktober 2020 von einer zu bildenden Arbeitsgruppe ein Umsetzungskonzept  erarbeitet werden. Mitglieder der Arbeitsgruppe:

–  Stadtverwaltung, Frau von Schroedel-Siemau

–  1 Mitglied jeder Fraktion (freiwillig)

–  1 Mitarbeiter der Stiftung Kunstgussmuseum Lauchhammer 

–  1 Mitarbeiter der Kunstgießerei Lauchhammer

–  eventuell kompetente weitere Personen.

Die zusätzliche Bezeichnung soll in einem geeigneten Rahmen bekannt gemacht werden.

Die Hauptsatzung der Stadt Lauchhammer muss nach Beschlussfassung  und Genehmigung geändert werden.

Sachverhalt

Rechtlicher Rahmen: § 9 Absatz 5 BbgKVerf

„Die Gemeinde kann auch eine zusätzliche Bezeichnung, die auf die Historie, die Eigenart oder die Bedeutung der Gemeinde hinweist, führen. Die Gemeindevertretung kann mit einer Mehrheit von drei Vierteln der gesetzlichen Anzahl ihrer Mitglieder diese Bezeichnung bestimmen oder ändern. Die Bestimmung oder Änderung der Bezeichnung ist dem für Inneres zuständigen Ministerium anzuzeigen und gilt als verliehen, wenn nicht von diesem innerhalb eines Monats nach Eingang schriftlich der Gemeinde gegenüber Bedenken erhoben werden“.

Wir befinden uns im Aufbau einer touristischen Landschaft. Mit dem Kunstgussmuseum und der Kunstgießerei hat Lauchhammer zwei lebendige und erhaltenswerte Zeitzeugen einer langen Epoche. Den Bürgerinnen und Bürgern Lauchhammers, der weiteren regionalen Bevölkerung, aber auch Gästen und Touristen bietet sich dadurch ein so einmaliger wie anschaulicher, wertvoller Zugang zur industriellen und kulturellen Geschichte der Niederlausitz. Mit der Entscheidung für einen Namenszusatz zum Städtenamen Lauchhammer „Kunstguss-Stadt“ bietet sich die Möglichkeit, eben diesen kulturell bedeutsamen stadthistorischen Entwicklungspunkt angemessen und wirkungsvoll in Szene zu setzen. Die Einwohner Lauchhammers finden darin eine weitere annehmbare, attraktive, zukunftsfähige Identifikationsmöglichkeit mit ihrer Heimatstadt.

Mit dem neuen Städtenamen wird Lauchhammer in den zahlreichen und weiter wachsenden Angeboten und Entwicklungsströmungen des Lausitzer Seenlandes sichtbarer. Gäste und Touristen können in diesem Namen ein Besuchsangebot, vielleicht sogar eine Besuchsaufforderung, erkennen.

Mit der Verknüpfung des Städtenamens und dem Kunstguss ergibt sich darüber hinaus die einmalige Möglichkeit, das Interesse an allen industriellen Entwicklungsphasen Lauchhammers immer wieder zu entfachen und somit auf Dauer zu bewahren. Ob Abbau und Verhüttung von Raseneisenerz, Eisenguss, Braunkohleverarbeitung, Schwermaschinenbau, der Kunstguss kann Magnet und Schlüssel sein, um auch künftig die Neugier an der industriellen Geschichte Lauchhammers zu wecken und das Interesse daran zu erhalten.

Geschichtlicher Aspekt:

Lauchhammer blickt auf eine fast 300-jährige Industriegeschichte zurück. Das hat die Stadt Freifrau von Löwendal zu verdanken, welche den Grundstein für die Eisenverhüttung (1723 wurde Raseneisenstein gefunden) legte und als eine der ersten Unternehmerinnen ihrer Zeit gilt.

Der erste Hochofen wurde 1725 angeblasen. Ihr Universalerbe Graf von Einsiedel, der Förderer genannt, begründete den Eisenkunstguss. Sein besonderes Interesse galt der Nachbildung antiker Skulpturen in Eisen, was zum ersten Mal 1784 gelang. Später (1838) kam Bronze hinzu. Ab dieser Zeit nahm der Erfolg von Kunstguss aus Lauchhammer stetig zu. Lauchhammer wurde weltbekannt, lieferte Großplastiken von herausragender Qualität, die weltweit geschätzt wurden und auf Weltausstellungen Preise errangen. Der Ruf unserer renommierten Kunstgießerei hat sich in Fachkreisen bis heute erhalten.

Parallel zum Aufschwung des Kunstgusses verlief die Entwicklung der Sozial- und Infrastruktur. Es wurden Schulen, Krankenhäuser, Kulturstätten und Wohnsiedlungen gebaut. Menschen von weit her kamen nicht nur zu Besuch, sondern siedelten sich auch an.

Durch den unternehmerischen Weitblick des Nachfolgers Detlev Graf von Einsiedel, der Vollender genannt, gelang auch der Sprung in das neue Industriezeitalter. Lauchhammer erweiterte seinen Ruf auch mit der Herstellung von Brücken, Hallenkonstruktionen und bis heute mit Förderanlagen für die Kohleförderung. Seit 1993 (Gründung des Kunstguss-museums) bzw. 2008 (Schaudepot Bronzeschule) arbeiten Museum und Kunstgießerei eng zusammen. Besuchern wird sowohl die Skulpturensammlung im Museum wie auch das Handwerk in der authentischen Gießerei durch Führungen, Schaugüsse und Sonderaus-stellungen vermittelt. Museumspädagogische Angebote und Sonderveranstaltungen bereichern das kulturelle Angebot.

Im Stadtbild sowie im Stadtpark sind die Denkmäler und Plastiken den Bürgern gegenwärtig und repräsentieren die Arbeit von Generationen von Lauchhammeranern auf dem Weg von kleinen Siedlungen entlang der Schwarzen Elster zu einer modernen vom industriellen Aufschwung des 19. und 20. Jahrhunderts geprägten Stadt.

Viola Weinert

Vorsitzende der Fraktion DIE LINKE

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